Eichenstamm, Höhe 670 cm, Ebersberger Skulpturenweg
Warum dieser Titel, was ist ein Ästhet ?
Der Ästhet ist immer auf der Suche nach dem Wahren, Guten und Schönen. Der Ästhet sucht nach dem Sinnvollen und glaubt an sich und seine Vorstellungen. Das muss man oft wörtlich nehmen, denn er sucht einen Ausdruck dafür, er setzt seine Vorstellungen um, oft setzt er sich in Szene.
Sein Kontext sind Wertvorstellungen, seine und die seiner Gesellschaft. Da ist er Individualist und Vorbild, eine streitbare Persönlichkeit. Er eckt an, setzt seine bescheidenen Maßstäbe gegen die Häßlichkeit seiner Umwelt, gegen die Diktatur der Wirtschaftlichkeit, telegene Meinungsmacht oder die globale Modeindustrie.
Der Ästhet nimmt für wahr, was andere oft nicht sehen wollen. So wird er auch zum Sonderling.
Es war der Gedanke des Risikos, der Unwägbarkeit, es war das Abenteuer eine Arbeit aufzustellen, die ich noch nie überblicken oder umschreiten konnte. Ein Gefühl von Ausgesetztheit, das den Glauben an die eigene Arbeit bestärkt.
Die Arbeit an einem Skulpturenweg verlangt klare Aussagen aller Beteiligten , um planen zu können. Der Titel war deshalb früh neben den halbfertigen Stamm gesetzt, um dem Kind einen Namen zu geben, hatte aber mit der Skulptur noch überhaupt nichts zu tun. Es war eher das Bedürfnis der Kraft eines Bischofs , dem“Stellvertreter“ von Andreas Kuhnlein, etwas entgegenzusetzen; erst nur einen prägnanten Titel.
Heute sehe ich die beiden Eichenskulpturen auf dem Schlossplatz und weiß , was sie unterscheidet : die Macht einer Institution .
Der Würdenträger von Amts wegen, der Repräsentant der Obrigkeit wie ja auch das Finanzamt oder gar der höchsten Instanz unseres Lebens auf der einen Seite. Institutionen, die oft ihr Recht und Gesetz auf den einzelnen Menschen anwenden kraft ihrer Macht, aber nicht immer mit der Würde ihres Amtes.
Hier der Schöngeist mit einer gewissen Eleganz, einer mit verdrehten Ansichten, der in einem wackeligen Elfenbeinturm lebt. Ich sehe jetzt einen, der brennt vor Begeisterung für seine Idee, einen Hitzkopf. Und man fragt sich, wird seine Idee tragen, wieweit muss er sich dafür verbiegen, stürzt das Kartenhaus bald ein, war es ein Strohfeuer ?
Der Ästhet lebt seine Individualität um die Würde des Menschen zu bekräftigen. Der Ästhet will die Menschenrechte in seiner Gesellschaft durchsetzen. Manchmal muss er das gegen die Institutionen tun.
Johannes Gottwald, Ebersberg 16. Mai 2010